Geschichtspfad Güster

Güster hat sich seinen Namen vor allem als Kiesabbaustelle gemacht, von hier stammen schon die Baumaterialien für viele Straßen und Gebäude Deutschlands. Zu jenen Zeiten Anfang des letzten Jahrhunderts war Güster gar der drittgrößte Binnenhafen Deutschlands.
Daran zu erinnern, ist entlang der entstandenen Baggerseen ein Kulturpfad eingerichtet worden. Und der Förderverein unterstützte auch hier die Gemeinde dabei, alte Gerätschaften wie Loren, Gleise der alten Förderbahn und weiteres Werkgerät, das von dieser Arbeitskultur zeugt, zu organisieren.
Lebendige Geschichte - für die Güsteraner und ihre Besucher "greifbar" gemacht - ist für den Förderverein Güster Heimatpflege at its best!

Kulturpfad wurde Geschichtspfad

Güsters stein-reiche Geschichte – neu aufbereitet

Wer heute in Güsters wunderschöner Seenlandschaft spazieren geht, ahnt kaum noch, dass diese noch Anfang des letzten Jahrhunderts einer baggerzerfurchten Mondlandschaft glich. Kies wurde in großem Stil industriell abgebaut und aufbereitet, Förderbänder und Loren transportierten den wertvollen Baustoff auf Lastwagen und Binnenschiffen gen Hamburg und weiter – der beschauliche Ort in der Schleife des Elbe-Lübeck-Kanals war der drittgrößte Binnenhafen Deutschlands.

Frei nach dem Motto: „Nur, wer seine Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten“, machte sich der Förderverein Güster daran, dem Ort „seine“ steinige Geschichte zu erhalten.  So wurden noch auffindbare Gerätschaften der Kiesgruben-Vergangenheit geborgen und aufbereitet. Etwa das große Teilstück eines ehemaligen Spülrohres, in Anlehnung an seinen „Finder“ auch „Brandl’sches Rohr“ genannt. Oder einige auf massiven Pfählen angebrachte Warn- und Hinweisschilder, die die Baum-Wildnis fast zu schlucken drohte.

Nur Kipp-Loren, wie sie damals auf umfangreichem Schienennetz eingesetzt wurden, gab es nicht mehr vor Ort, und so konnten erst nach umfangreichen Recherchen  zwei nostalgische Exemplare aufgetrieben und nach Güster gebracht werden. „Wir wollen die Entwicklung des Ortes und insbesondere die Spuren der Kiesgewinnung in einer Art Geschichtspfad aufbereiten“, so Willi Brügmann, der Vorsitzende des Fördervereins. „Entlang des Moorwegs könnten im jetzigen Kulturpfad die meisten Gerätschaften aufgestellt werden, Schautafeln und Schilder sollen die Vergangenheit Güsters noch zusätzlich anschaulich machen.“

Damit wurde nicht nur für Anwohner und Touristen ein spannender Parcours geschaffen, auf dem es Spaß macht, sich der Geschichte zu stellen. Der Pfad lieferte auch den anschaulichen Hintergrund für eine Teilnahme am Sommer-Festival „Kultur am Kanal“ (erstmals in 2016). Zeitzeugen oder Anwohner, die noch altes Bild- und Anschauungsmaterial haben, sind weiterhin herzlich eingeladen, dieses mit dem Förderverein - und dann mit der Dorfgemeinschaft - zu teilen.


Dorfgemeinschaftsfeste

Die Ausrichtung von Dorffesten ist dem Förderverein ein wichtiges Anliegen im Sinne der Gemeinschaft. Und so gab es 2014 bereits das dritte von den Mitgliedern des Vereins initiierte Fest unter dem Motto: "Güster zwischen Gestern und Heute":

Lebendiges Dorffest zwischen einst und jetzt
Sonor tuckert der eine, etwas heller, ein bisschen an eine laute Nähmaschine erinnernd, der andere. Eine ganze Reihe von alten Traktoren in neuem Glanz rollten am Samstag, den 23.8.2014, auf den Dorfplatz in Güster – bestaunt von den jungen und älteren Dorfbewohnern.
„Güster gestern und heute“ lautete das Motto, unter dem der Förderverein des Ortes sein drittes Dorfgemeinschaftsfest organisiert hatte. Und so gab es dort eine ganze Menge älterer Landmaschinen zu bewundern, die die Güsteraner in erstaunlicher Vielfalt aus ihren Schuppen geholt hatten. Einer dengelte noch bis zuletzt an einem antiken Häcksler herum, um ihn für eine Vorführung gangbar zu machen – zur Freude vor allem der Kinder, die zahlreich den Festplatz bevölkerten. Eine Schulstunde in altem Stil machte ihnen aber wohl vor allem als Zuschauer Spaß, denn auf Kommando aufstehen, saubere Finger vorzeigen und gemeinsam zackig die Bücher auf den Tisch bringen, das würde heute so recht keiner mehr wollen. Zum Glück kam auch der Rohrstock, den Fördervereins-Vorstand Peter Petzold als Lehrer schwang, nur spaßeshalber zum Einsatz. Die alten Schulmöbel hingegen waren echt – geborgen aus dem Dachboden der Alten Schule, die auf Initiative des Vereins gerade saniert wurde, und ehrenamtlich liebevoll aufbereitet von Vereinsmitglied Manfred Hahn.
Daneben gab es eine Menge zu gucken, zu „schnacken“, wie es auf gut Platt heißt, und Leckeres zu genießen, wie es sich für ein richtiges Fest gehört. Das freute auch Bürgermeister Wilhelm Burmester, der sich zum Auftakt für die Arbeit des Fördervereins, der sich immer wieder für das lebendige Miteinander am Ort einsetzt, bedankte. Und während die Älteren fasziniert dem „Güsteraner Gespräch“ mit dem ältesten Dorfbewohner Hans Behrendt lauschten, der mit 96 Jahren einiges über den Ort zu berichten wusste, erschufen die Jüngeren wilde Konstruktionen mit den noch wie früher produzierten Anker-Bausteinen der Güsteraner Spielzeugschmiede GOKI, deren Geschäftsführer Fritz-Rüdiger Kiesel seine Utensilien ebenfalls stilvoll per Oldtimer-Traktor angeliefert hatte.
Der Förderverein stellte sich Fragen und kritischen Anmerkungen der Bewohner, die noch das eine oder andere zu unterstützende Projekt für ihren Ort sehen, die Dorfbücherei freute sich über den Erfolg ihres Bücherflohmarkts und die Spenden, mit denen neue Bücher angeschafft werden sollen, beim Kreativ-Workshop entstanden fünf muntere „Gedichte für Güster“, die sich in einem „Poetry Slam“ den Besuchern präsentierten, der selbstgebackene Kuchen der DRK-Frauen fand reißenden Absatz und der ortsansässige Sportverein wie die Nachbarschaftshilfe Geben&Nehmen stießen auf reges Interesse.
Das Ganze unter meist heiterem Himmel und fröhlich untermalt von der Feuerwehrkapelle und den singenden „Heidelerchen“, stimmungsvoll begleitet von plattdeutschen Erzählungen durch Ingrid Schulze und gesegnet in einer Open-Air-Andacht – so konnten die Güsteraner, die zum Abschluss gern gemeinsam singen, auf einen munteren Tag zurückblicken. Oder, wie der Alt-Bürgermeister und heutige Fördervereins-Vorsitzende Willi Brügmann sagte: „Das war wieder ein schönes Fest!“